Der Diabetes in der Schwangerschaft, auch Gestationsdiabetes genannt, ist eine häufige (7-14%) und zugleich gut behandelbare Erkrankung in der Schwangerschaft. Wird der Diabetes gut eingestellt, so ist das Risiko für das Kind im Mutterleib nicht höher als ohne Diabetes. Wird er nicht gut eingestellt, so hat dieses weitreichende Folgen für das Kind im Mutterleib und sogar im späteren Leben.
Was ist ein Gestationsdiabetes?
Ein Gestationsdiabetes ist eine Blutzuckerstoffwechselstörung, die erstmals in der Schwangerschaft festgestellt wird. Die Mutterschaftsvorsorge sieht einen freiwilligen Test in der 24.-28. SSW vor, der absolut zu empfehlen ist.
Welche Folgen hat ein Gestationsdiabetes für mich und mein Kind?
Die schlimmsten Folgen entstehen, wenn ein Gestationsdiabetes übersehen wird. Deshalb ist der Test auch unbedingt zu empfehlen. Wird der Gestationsdiabetes übersehen oder nicht gut behandelt, so wird das Kind erhöhten Blutzuckerwerten im Mutterleib ausgesetzt. Diesen vermehrten Zucker nutzt das Kind um Reserven für später (Fett) zu speichern. Das heißt nichts anderes als das das Kind größer als von den Genen her vorgesehen wird, aber vor allem viel dicker und schwerer. Neben der Tatsache, dass ein großes schweres Kind eine schwerere Geburt bedeutet ist vor allem eines von Bedeutung: Das große schwere Kind muss im Mutterleib ausreichend versorgt werden. Dies wird bei schlecht eingestelltem oder unerkanntem Diabetes oft zum Problem. Denn neben dem schweren Kind, welches eine bessere Leistung des Mutterkuchens (Plazenta) braucht ist besonders fatal, dass der Mutterkuchen bei schlecht eingestelltem oder unerkanntem Diabetes gerade im letzten Schwangerschaftsviertel, so ab der 34 SSW, deutlich schlechter funktioniert. Vor der Einführung des Zuckertestes verstarben Kinder im Mutterleib relativ häufig an diesem Problem.
Ich habe einen Gestationsdiabetes, was muss ich beachten?
Zu allererst ist es gut, dass der Diabetes entdeckt wurde. Somit kann er behandelt werden und Schaden vom Kind abgewendet werden. Ein gut eingestellter Diabetes bedeutet, dass das Kind keinem wesentlich erhöhten Risiko ausgesetzt ist. Eine gute Einstellung ist vor allem am nüchtern-Blutzucker (nü-BZ) zu erkennen. Dieser sollte stets unter 95mg% sein. Daneben ist es auch wichtig, dass die Werte 1h nach dem Essen nicht über 140mg% liegen. Werden diese Ziele erreicht, so ist kein bleibender Schaden für das Kind zu erwarten.
Wie erfolgt der Test?
In Deutschland ist dem eigentlichen (großen) Zuckertest mit 75g Glucose (OGT 75), nüchtern getrunken, der sogenannte kleine OGT50 mit 50g Zucker, nicht nüchtern, vorgeschaltet. Rein wissenschaftlich macht das wenig Sinn, denn dieser Test ist in vielen Fällen falsch auffällig und auch falsch unauffällig. Er wurde jedoch in Deutschland so eingeführt – von den Krankenkassen. Warum? Das kann ich Ihnen nicht beantworten – alle anderen Länder weltweit machen es anders. Sie machen immer den großen OGT75g. Dieser ist das Maß, um einen Gestationsdiabetes auszuschließen. Wenn bei Ihnen also der OGT50 gemacht wird und dieser auffällig ist, dann schickt ihr Frauenarzt sie in der Regel zum Diabetologen, wo der OGT75 dann durchgeführt wird. Ist auch dieser auffällig, so haben sie einen Gestationsdiabetes und ihr Blutzucker wird im folgenden engmaschig überwacht.
Wie erfolgt die Einstellung und Überwachung
Sie bekommen Unterricht in der richtigen Ernährung. Ist damit der BZ gut eingestellt, so ist alles bestens. Werden allein durch Ernährungsumstellung nicht die Ziele erreicht, so ist das Spritzen von Insulin erforderlich und auch unbedingt nötig (s.o.: Folgen fürs Kind beim schlecht eingestelltem Diabetes).
Insulin ist weder giftig noch schädlich für sie oder ihr Kind. Ganz im Gegenteil, ihr Kind braucht einen gut eingestellten Blutzucker, und ihr Körper braucht dafür die Hilfe des Insulins.
Bleibst der Diabetes auch nach der Schwangerschaft?
In der Regel (ca 95%) ist der Diabetes nach der Geburt der Plazenta wieder weg. Sie müssen aber wissen, dass etwa 40% der Gestationsdiabetikerinnen 10 Jahre nach der Schwangerschaft einen Diabetes Typ2 (sogenannter Altersdiabetes) entwickeln. Aus diesem Grund wird diesen Frauen ein jährlicher Zuckertest empfohlen.
Was kann ich tun, damit ich keinen Altersdiabetes bekomme?
Zum einen ist eine Gewichtsreduktion und die Fortsetzung der zuckersparenden Ernährung wie in der Schwangerschaft sinnvoll. Und Stillen für mindestens ein halbes Jahr ist absolut zu empfehlen, denn hierdurch wird ihre eigene Erkrankung um ca 5 Jahre hinausgezögert.
Was bedeutet das für mein Kind?
Wenn der BZ in der Schwangerschaft gut eingestellt ist, so sind alle negativen Folgen für das Kind abgewendet. Sowohl was die Risiken im Mutterleib wie auch die Folgen im späteren Leben betrifft. Ist der Diabetes nicht gut eingestellt, so hat das Kind im späteren Leben gehäuft selbst einen Diabetes Typ2, ist dick ohne viel zu essen, bekommt häufiger Bluthochdruck und hat eine geringere Lebenserwartung. Wichtig ist also: Test machen, ggf. angepasste Ernährung, Blutzuckerziele erreichen, ggf. auch unter Einsatz von Insulin.
[…] Zwischen der 24. Und 28. SSW, bei Risiken (z.B. Übergewicht) aber auch vorher, wird der Zuckertest angeboten, der unbedingt wahrgenommen werden sollte. Näheres dazu beim Thema Diabetes und Schwangerschaft. […]